Welch traumhafte Nacht…

Eins fühlte ich mich mit dem Mond. Durchflutet, genährt, sanft berührt in meinem Innersten. Freude überkam mich und ich konnte gar nicht genug bekommen vom Anblick und Fühlen des Mondes. Erleichterung stieg in mir hoch, sowie das Gefühl mir wieder viel näher zu sein.
Ein weiterer Neubeginn.
Es fühlte sich alles so neu an. Neu stimmte nicht ganz. Eigentlich war es diese alte Sehnsucht die sich jetzt erfüllte, noch echter zu werden, noch mehr die Kraft, die ich sooft gegen mich selbst verwendete, für mich zu nützen.

Aber was geschah eigentlich:

Klarheit war das Ziel für mich in diesem Jahr. Diese Ausrichtung gewann an Eigendynamik, vieles tauchte sehr schmerzhaft auf, trat an die Oberfläche, was mich genau daran hinderte klar zu sein und zwar mir selbst gegenüber.
Es ging sogar soweit, dass ich bereit war aufzugeben. Einfach aufzugeben. Meine Träume aufzugeben. Mein, mich bis zu diesem Zeitpunkt nie verlassendes Durchhaltevermögen und meine Motivation waren erschöpft. Ich sendete ganz klar das Zeichen: JETZT IST’S GENUG!

Ich ließ los, gab auf.

Ich spürte Erleichterung. Nicht sofort – aber dieses Gefühl des weichenden Drucks wurde immer präsenter. Ich widmete mich bewusst dem *Nichts*Tun, zog mich zurück, ohne etwas erreichen, verändern oder gar in Ordnung bringen zu wollen.

In der Stille erkannte ich das kleine Mädchen, das nie genug war für diese Welt. Das ständig gemaßregelt und nicht ernst genommen wurde. Das nur mehr darauf achtete, wie es sich am besten verhalten, ausdrücken, ja sogar anziehen sollte, um ja dazu zu passen. Dieses kleine Mädchen war nicht traurig oder deprimiert. Nein. Es war zornig, so richtig zornig. Es erkannte sich in allen negativen Eigenschaften der ihr bekannten wie auch unbekannten Menschen wieder. Verlor sich in den niederschmetternden Bewertungen sich selbst gegenüber. Verlor die Motivation, die Liebe zu sich selbst, verlor die Kraft, sich dem Guten hin zu wenden, weil alles so erdrückend und beschwerend auf ihr lag. Immer mehr beschimpfte sich dieses kleine Mädchen selbst, oder – war es die erwachsene Frau, die dieses Mädchen so gnadenlos vernichtete?

Und da gab es noch eine weitere Instanz.
Die Beobachterin. Die stille Beobachterin, die wahrnahm, die erkannte, die begriff, was da geschah. Sie wusste, dass all dies geschehen musste, um Erkenntnis, Veränderung und Erleichterung überhaupt erst möglich zu machen. Sie war einfach da, schaute, gab Raum für jeden Ausdruck, jeden Schmerz, jede Verurteilung.

Und irgendwann geschah es:
Das tiefe Bedürfnis des kleinen Mädchens wurde von der erwachsenen Frau erfüllt. Plötzlich sah sie dieses kleine Mädchen mit anderen Augen. Klarheit durchflutete diese Frau und ließ ihre Blindheit weichen. Je klarer sie wurde, desto mehr entspannte sich das kleine Mädchen. Die Frau verstand. Sie verstand nicht nur das kleine Mädchen, sondern plötzlich auch sich selbst.

Die erwachsene Frau begann das kleine Mädchen ernst zu nehmen, hörte ihm zu, gab ihm Raum, hielt es in ihren Armen und dies ganz ohne Worte, sie erkannte, mit welch großer Anstrengung und welch großem Einsatz dieses kleine Mädchen versuchte in der Welt zurecht zu kommen. Diese Anstrengung, die sie selbst so oft übermannte.

Es fiel ihr wie Schuppen von den Augen.
Sie war dieses verletzte Wesen. Sie war es, die sich selbst nicht ernst nahm, sie war es, die versuchte allem und jedem gerecht zu werden. Sie war es, die nicht mehr vorkam in ihrem Leben. Und, sie verstand noch mehr. Sie begann dieses kleine Mädchen, das sie als sich selbst erkannte, dem sie nun endlich zu hörte, das sie nun tief in ihrem Inneren verstand, ein zu atmen. Sie atmete es ein, verschmolz mit ihr, wurde eins mit ihr.

Jetzt fühlte sie sich vollkommen und geheilt. Der Zorn, der Druck, nichts mehr war von alledem spürbar.

Was für traumhafte Nacht. Eins fühle ich mich jetzt mit dem Mond in unserer Vollkommenheit…